12 Tipps, die einen Charaktertod trauriger machen können

In vielen Geschichten kommt der Tod zu Besuch. Häufig nimmt er uns unseren liebsten Charakteren und lässt uns kaputt zurück. Und als Autor fragt man sich, wie geht das? Wie kann ich meine Leser genauso foltern? Ich habe mich hingesetzt und die Tode meiner Lieblingscharaktere analysiert. Wir reden nicht darüber, wie hart das war, okay? Und mir sind einige Punkte ins Auge gesprungen, die alle gemeinsam haben. Manche dieser Punkte lassen sich nicht kombinieren und sollten es auch gar nicht. Andere passen perfekt zusammen und greifen sogar ineinander.

Du bist der Autor. Es ist deine Entscheidung.

Also: Was macht den Tod eines Charakters trauriger?

1. Es ist nicht der Tod an sich.

Seien wir ehrlich: Wenn ein Charakter stirbt, ist das nicht der Ausschlag dafür, dass wir mitfiebern. Sterben an sich ist erst einmal, nun sagen wir einmal, unspektakulär. Man hört auf zu atmen, Muskeln entspannen sich und das war es. Egal wie einer eurer Charaktere stirbt. Der bloße Vorgang des Sterbens ist nicht traurig.

2. Gib ihm starke Beziehungen zu Anderen.

War dein Charakter gut befreundet mit anderen? Dann wird ihre Reaktion ein Punkt sein, der dem Leser zusetzt. Hier ist vielleicht ein guter Zeitpunkt gekommen noch einmal Insider auszupacken, die unter Tränen wiederholt werden. Die Anderen könnten sich gegenseitig die Schuld zuschieben. Vielleicht kannst du auch auf unerfüllte Versprechen aufmerksam machen. Aus Erfahrung kann ich sagen, dass gerade die an die Nieren gehen. Vielleicht ist einer eurer Charaktere auch so kaputt von der Situation, dass er Totenwache hält. Egal, für welchen Weg du dich entscheidest, mach es intensiv.

3. Gib ihm keine Beziehungen zu anderen.

Manchmal schreiben wir über einsame Wölfe. Unverstandene Charaktere, die keinerlei Bindung zu anderen haben, oder wollen oder manchmal sich nichts mehr wünschen, als einen Freund, aber keinen finden. Auch hier gilt, dass der Tod an sich nicht emotional ist. Was einen fertig machen kann, ist allerdings der Fakt, dass jemand so gehasst oder übersehen wurde, dass er allein stirbt. Oder vielleicht war er ein großer Teil einer Gruppe und stirbt dennoch allein. Dann könnte der Punkt, dass seine Freunde seine Leiche nie finden und bestatten werden traurig sein.

4. Lass sie nicht an hohem Alter sterben.

Da ist er nun in seinem Bett. Er ist alt und stirbt nach einem erfüllten Leben. Wenn du wirklich willst, dass ein Tod traurig ist, dann sollte er anders ablaufen. Die meisten Menschen denken von so einer Situation nicht einmal, dass sie traurig ist.

5. Unerfüllte Aufgaben.

Ein Trick, um einen Tod den nötigen Wumms in der Magengegend des Lesers zu verpassen, ist seine Aufgabe unerfüllt zu lassen. Je leidenschaftlicher er diese Aufgabe erfüllen wollte umso besser. Je wichtiger die Aufgabe, desto stärker schmerzt sein Wegfallen.

6. Beachte die Entwicklung.

Jeder deiner Charaktere sollte einen Entwicklungsbogen haben. Traurig ist es, wenn ein Charakter stirbt, der noch Raum zum Wachsen hatte. Ein Beispiel: Da ist diese Frau, die absolut egoistisch ist. Sie entwickelt sich weiter zu jemanden, der auch einmal an andere denkt und gerade bei ihrer ersten absolut selbstlosen Tat stirbt sie. Sie hätte eine Philanthropin werden können. Vielleicht sogar ein richtiger Paragon, aber nein.

7. Lass sie gegen den Tod kämpfen.

Wenn es eine Sache gibt, die ich traurig finde, dann sind es diese „Not today!“ Momente. Diese Augenblicke in denen Charaktere darum kämpfen am Leben zu bleiben oder andere zu beschützen und die dann ihr Leben lassen. Das zeigt, dass sie nicht sterben wollen und etwas haben für das es sich zu leben lohnt.

8. Gib ihm Zeit.

Niemand ist schockiert, wenn ein Charakter stirbt, der gerade einmal Zeit hatte zu winken. Lass deine Leser diesen Menschen kennenlernen. Gib ihnen Zeit zu sehen, ob sie einander mögen. Und dann erst schlägt der Tod zu.

9. Das Haustier.

Hatte der Charakter einen Hund? Ein Magenschwinger wäre es, wenn der Wuffmann merkt, dass etwas falsch ist und sein Herrchen sucht. Das funktioniert besonders mit Tieren, die treue Begleiter waren.

10. Mach es langsam und schmerzvoll.

Dein Charakter liegt am Boden und windet sich vor Schmerzen. Er leidet schreckliche Qualen, aber kann auch nicht nach Hilfe rufen. Aus welchem Grund auch immer. Er stirbt ganz langsam, vielleicht sogar in der Nähe seiner Gruppe, aber keiner kann ihm helfen, weil er sich nicht bemerkbar machen kann.

11. Zeige die andere Seite.

Im Tod sind wir ganz wir selbst und so geht es auch den Charakteren. Zeige ihr wahres Gesicht, wenn sie sterben. Kein Versteckemehr. Keine Masken mehr. Du hast einen großen, starken Kerl, der stirbt. Vielleich hat er panische Angst allein zu sterben oder dass er nicht diese eine Sache noch loswird, bevor er stirbt. Vielleicht ist er in ein Gruppenmitglied verliebt und findet so den Mut endlich ehrlich zu sein. Get in there.

12. Es sind die Details.

Auch, wenn eine meiner liebsten Todesszenen einfach nur lautet „Er stirbt.“ (Shakespeare) ist das normalerweise nicht der Weg, den du gehen solltest. Er stirbt, ist zu groß gedacht und greift nur in wenigen Fällen. Was einen Leser fertig macht, sind die Details. Nicht das Ausfallen der Atmung ist es, dass uns schluchzen lässt. Es ist der Charakter, der bemerkt, wie sich die Brust des Betreffenden langsamer hebt und senkt. Nicht, dass jemand weint, macht den Leser kaputt, sondern, wie er an zitternden, nach Salz schmeckenden Lippen vorbei, seine letzten Worte an den Sterbenden richtet.

trauriger Ingo

10 Kommentare zu „12 Tipps, die einen Charaktertod trauriger machen können

  1. Ein sehr interessanter Beitrag! Er fasst schön zusammen, auf was man alles achten kann / sollte, wenn man jemanden sterben lässt.
    Beim nächsten Tod werde ich sicher mal genau darauf achten (:
    Liebe Grüße, Alina

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  2. Vielen Dank für Deine Recherche! An eine Sterbeszene habe ich mich gar nicht erst gewagt, ich habe einen Toten auffinden lassen und bereits das hat mir alles abverlangt. Ich glaube, bei der Überarbeitung werde ich mir hier noch etwas mitnehmen. 🙂

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    1. Manchmal muss man sich an bestimmte Szenen auch erst einmal herantasten. Sterbeszenen sind wirklich nicht zu unterschätzen. Aber auch hier muss man schauen, was einem am besten liegt und was dir persönlich am meisten gefällt. Es freut mich, dass mein Artikel dir gefällt.

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